2002 Reise ins Veltlin

 

4. Reise des SOOLER CHORS ins Veltlin

31. August / 1. September 2002

 

T e i l n e h m e r :

Fridolin und Marianne Baumgartner,  Hans Brändle, Monika Kummer, Elsi Marti, Elsbeth und Thomas Marti, Ueli Marti, Madlen Meyer, Dorli Ott, Marianne Schindler, Heiner Weidmann, Irene Wyss, Annegret Zweifel

 

 

Ein eher mageres Häufchen aus sechs Soolerinnen, Soolern und Schwandern traf sich zu früher Morgenstunde bei recht annehmbarem Reisewetter auf dem Schwander Bahnhof. Nicht zum ersten Mal hatte der Kirchenrat Schwanden samt Anhang für seine „Bildungsreise“ das gleiche Datum wie der Sooler Chor ausgesucht. Auch diese Gruppe zog es in den Süden.

 

Im Zug wurden Marianne Schindler und Dorli begrüsst und nachdem in Glarus, Näfels und Ziegelbrücke auch Irene, Annegret, Monika und Ueli zu uns gestossen waren, fuhren wir als 14-köpfige Gruppe Richtung Chur. Wir planten, mit dem Heidi-Express ins Veltlin zu fahren. Wahrscheinlich lag es an diesem Namen, dass einige schon in Maienfeld, dem Heimatort von Heidi, aussteigen wollten. In Landquart machten wir es uns im reservierten Abteil gemütlich und warteten auf Kaffee und Gipfeli und die angekündigte Durchfahrt durch den neuen Vereinatunnel. Im gemütlichen Tempo der RhB konnten im Prättigau schmucke Dörfer, hübsche Bauerngüter und kühne Bauwerke bestaunt werden. Kaffee und Gipfel wurden von einem durch etliche Sonderwünsche leicht gestressten Service-Mann geliefert; vom Vereinatunnel sahen wir nur das Portal, denn unser Heidi-Express zog die Route über Davos-Filisur-Albula vor. Auch im Landwassertal lenkten wilde Schluchten und eindrucksvolle Brücken die Blicke auf sich. Die grossartige Anlage der hundertjährigen Albulastrecke mit ihren Kehrtunnels zwischen Bergün und Preda versetzt die Bahnreisenden immer wieder in Staunen. Dass das Wetter auch im Engadin annehmbar war, konnte nach der Durchfahrt des sechs Kilometer langen Albulatunnels erleichtert festgestellt werden. Ab Pontresina beherrschten die mächtigen Bergriesen mit ihren immer noch weit ins Tal herunter reichenden Gletschern das Panorama. Eindrucksvoll ist jedesmal auch die Fahrt über die Passhöhe des 2200 m.ü.M. hohen Bernina-Passes mit den drei Seen: kleiner See – schwarzer See - weisser See und der Wasserscheide, von der aus das Wasser auf der einen Seite in die Adria, auf der anderen Seite ins schwarze Meer fliesst. Die Südrampe des Berninas mit ihren Kehrtunnels, Steilrampen und waghalsigen Brücken ist ein weiteres Zeugnis der hervorragenden Ingenieurkunst unserer Vorfahren.  

 

Poschiavo war unser erstes Reiseziel. Nach einer zielstrebigen Wanderung durch Gässchen, über Vorplätze und durch private Gärten!! fanden wir am Ende des Dorfes Richtung Berninapass ein gemütliches Restaurant, das Hans Brändle dank seinen beruflichen Beziehungen zum Dorfbäcker empfehlen konnte. Wir genossen bei aufmerksamer Bedienung feine Pizzoccheri samt einheimischem Rotwein.

 

Ein junger Poschiaver führte uns anschliessend engagiert durch das Dorf und wies auf interessante Art auf die Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten von Poschiavo hin: die Kirche, an der romanischer und gotischer Baustil vermischt sind, die Palazzi, die aus der fremde zurückgekehrte Puschlaver erbauen liessen, die Folgen der grossen Überschwemmung von 1987 und die vor allem für Hochzeiten genutzte Kirche etwas ausserhalb des Dorfes. Dass die älteren Puschlaverinnen und Puschlaver das kommende Wetter an der Farbe der Felswände oberhalb des Dorfes ablesen können, war nur eine der interessanten Informationen.

 

Nach einer kurzen Fahrt über die Grenze trafen wir in Tirano ein, um nach einem unfreiwilligen Stadtrundgang im offenbar sehr ruhig gelegenen Hotel „Piccolo mondo“ unsere Zimmer zu beziehen. Für eine verspätete Siesta blieb keine Zeit, stand doch noch eine Degustation der bekannten Veltliner Weine auf dem Programm. Mit der Degustation verbunden war eine Besichtigung der Produktionsanlagen und des dazugehörigen Palazzo Salis, der  Nachkommen der berühmten Familie Salis-Soglio  gehört. In den eindrücklichen Weinkellern war festzustellen, dass der Veltliner noch in echten Eichenfässern gelagert wird und dass Herstellung, Abfüllung und Lagerung der Weine mit viel Handarbeit verbunden ist. Die zum Glück wenig renovierten grosszügigen Räume samt Schautreppe liessen erahnen, dass in diesem Palazzo früher herrschaftlich gewohnt und gefestet wurde. Die gekonnte Präsentation der Veltliner Weine machte uns bekannt mit ein paar guten Tropfen samt dazugehörigen feinen Spezialitäten des Veltlins.

 

Als wir – unter dem Regen durch – wieder im „Piccolo mondo“ eintrafen, stellten wir fest, dass sich dort eine muntere Hochzeitsgesellschaft eingefunden hatte, deren lautstarke Festlichkeiten einigen von uns noch während eines schönen Teils der Nacht in Erinnerung gerufen wurden. Vorerst wurde nun aber ein echt italienisches Nachtessen mit antipasto, primo piatto, secondo piatto und dolce serviert, begleitet von einem guten Tropfen einheimischen Weines.

 

Ausserhalb des Hotels hatte sich unterdessen ein Dauerregen eingestellt, sodass nur einige Unverbesserliche nochmals den Weg in die Stadt unter die Füsse nahmen. Wie erfolgreich diese Expedition war, entzieht sich meiner Kenntnis, zum reichhaltigen Morgenessen trafen nach und nach jedenfalls alle Chormitglieder mehr oder weniger munter ein.

 

Das Wetter hielt sich auch am Sonntag gut und in einer echt italienischen Improvisationsaktion von Elsbeth Marti und Marianne Baumgartner wurden mit Hilfe des örtlichen Verkehrsbüros innert kurzer Zeit ein Taxi zu einem in der Nähe gelegenen Bergdorf und in diesem eine Reservation für das Mittagessen organisiert. Einmal mehr servierte man uns mit „Sciatt“ eine herrlich mundende Spezialität und nach einem gemütlichen Mittagessen nahmen wir den Weg durch die ausgedehnten Weinberge talwärts unter die Füsse.

 

Auf dem Bahnhof Tirano trafen wir wieder auf den Schwander Kirchenrat und fuhren mit diesem gemeinsam im Panoramawagen nochmals die eindrückliche Strecke über den Berninapass. Mit Geniessen der Aussicht, einem gemütlichen Jass oder genüsslichem Dösen verging die Zeit im Fluge. Am Nordende des Albulatunnels tauchten wir in den Nebel, was erahnen liess, dass im Norden das Wetter über das Wochenende merklich schlechter gewesen war als im Süden.

 

In Chur leisteten wir uns im bemerkenswerten altertümlichen „Zollhaus“ ein mehr oder weniger umfangreiches Nachtessen, das ausser dem Kellner, der offenbar ein umfangreiches Trinkgeld erwartet hatte, alle vollkommen zufrieden stellte, bevor wir im Intercity durch die Nacht über Landquart und Sargans Ziegelbrücke erreichten, wo sich Ueli von uns verabschiedete.

 

Nachdem sich auch die anderen „Unterländerinnen“ verabschiedet hatten, erreichten die letzten Mohikaner etwas müde aber um ein paar schöne Erfahrungen reicher den Bahnhof Schwanden.

 

Es bleibt uns, Elsbeth Marti  für ihren Einsatz und die tadellose Organisation herzlich zu danken.

 

 

Sool, September 2002                                                                   Die Verfasserin: Marianne Baumgartner

 

 

 

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