Aus: Glarner Heimatbuch 1992, Verfasser:  Fridolin Baumgartner

 

 

Einst keine Selbst­verständlichkeit:

 

Wasser im Haus

 

Auf der ganzen Sooler Terrasse gibt es weder eine Quelle, noch ein Bächlein oder gar einen Bach. Das Dorf Sool liegt auf den Trümmern des vorgeschichtlichen Guppenbergsturzes. Diese Gesteinsmassen wirken wie ein riesiges Sieb. Einzig in einigen Geländemulden, in denen sich im Laufe der Jahrtausende etwas Lehm abge­lagert hatte, blieb das Wasser nach der Schneeschmelze und nach ergiebigen Regenfällen einige Zeit liegen. Diese sogenannten «Wasserlöcher» lieferten den ersten Einwohnern Sools wenigstens zeitweise Wasser. In trockenen Zeiten, vor allem in strengen Wintern und in heissen Sommern, musste das Wasser mühsam aus Sernf und Linth ins Dorf getragen werden.

 

Es ist nicht bekannt, wann am rech­ten Talhang in der Nähe des Dorfes einige kleine Quellen gefasst und ins Dorf geleitet wurden. Ums Jahr 1800 standen der Bevölkerung jedenfalls zwei Dorfbrunnen zur Verfügung, die aber zeitweise nur spärlich Wasser lieferten. Es kam nicht selten vor, dass sich die Leute deswegen in die Haare gerieten. Immer wieder musste der Weg nach Schwanden oder Mitlödi unter die Füsse genommen wer­den, um Haus und Vieh mit dem lebens­wichtigen Wasser zu versorgen.

 

Im Jahre 1848 beschlossen die Soo­ler Tagwensbürger, diesen Zuständen abzuhelfen. Im Hellbachgebiet, unterhalb der Alp Fessis, fasste man zwei Quellen und leitete das Wasser durch eine etwa drei Kilometer lange Leitung zu den zwei Dorfbrunnen. Damals bestanden die Wasserleitungen aus der Länge nach durchbohrten Rottannenstämmen, soge­nannten «Tücheln». Für die neue Wasser­leitung wurden 600 Tüchel verlegt, was die Gemeinde 1506 Franken kostete.

 

Während der nächsten Jahre stand den Soolern nun genügend Wasser zur Verfügung. Mit dem Überwasser des Dörflibrunnens konnte man auch noch den neu erstellten, gedeckten Wasser­sammler speisen, der als Reservoir für die damals angeschaffte Feuerspritze diente. Der Wasserbedarf der Einwohner aber stieg ständig. Es zeigte sich auch, dass die hölzernen Leitungen alle paar Jahre zu rinnen begannen. Deshalb ersetzte man schon im Jahre 1875 die Tüchelleitungen durch Zementrohre und eiserne Röhren. Gleichzeitig erstellte man neue Quellfassungen im Hellbachgebiet.

 

Im «Eggli» entstand das heute noch bestehende Wasserreservoir, und im Dorf wurden vier Hydranten aufgestellt.

 

Von der Jahrhundertwende an tauch­te auch bei den Soolern der Wunsch auf, Wasser im Hause zu haben. Deshalb schloss man im Jahre 1907 sämtliche Häuser im Dorf an die Wasserversorgung an und erweiterte gleichzeitig das Hydrantennetz. Im Laufe der Jahre ver­mochten die bisher gefassten Quellen den ständig zunehmenden Wasserbedarf nicht mehr zu decken. Während Jahr­zehnten liess die Gemeinde in der Gegend des Hellbachs, des Hüslibachs und sogar auf der Sooler Allmeind immer wieder nach Wasser graben. Aber überall, wo beigezogene Fachleute Wasser vermute­ten, stiess man auf Fels und trockenen Boden. Einzig im «Gheist» konnten 1955 vier Quellen gefasst werden, die eine befriedigende Menge Wasser lieferten.

 

Seit Anfang der sechziger Jahre gab es im damals bald hundertjährigen Sooler Wassernetz immer mehr undichte Stellen, was vor allem im Frühling mehrmals zu Wassermangel in Teilen des Dorfes führ­te. Vorerst versuchte man, die grössten Löcher zu reparieren, musste aber bald einsehen, dass dies nicht genügte, weil neben den reparierten Stellen ständig neue Lecks entstanden. 1985 bewilligte die Gemeindeversammlung deshalb einen Kredit von 950 000 Franken für die Erneuerung der Wasserversorgung. Sämtliche Leitungen wurden ersetzt, die Quellfassungen und Kontrollschächte soweit nötig instand gestellt, und in der «Weid» entstand ein modernes grosses Wasserreservoir.

 

Die Kosten für die neue Wasserver­sorgung, die schliesslich die Millionen­grenze deutlich überstiegen, wären für die Gemeinde Sool eine zu grosse Bela­stung gewesen. Die Patengemeinden Zol­likon und Stadt Basel halfen tatkräftig mit, das grosse Werk zu finanzieren.

 

 

 

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