Aus den Protokollbücherrn des Tagwens Sool (Landesarchiv Glarus, Gemeindearchiv)):
(1849)
Umständlicher Bericht und Rechnung unsers neuen Brunnen _______________________________________________
Um den Mit- u. Nachkommen die Ausführung, die Kosten, überhaupt die Sachverhältnisse unsers Brunnen u. Wassers zu zeigen, wird solches hier umständlich u. getreulich niedergeschrieben, damit auch später, wenn unsere Generation längstens ausgekämpft, u. ein anderes Geschlecht aufblüht, sie noch einzusehen vermögen, in was für Verhältnissen wir öfters gewesen seien mit dem Wasser.
Von jeher und auch später sind die Quellen in unserer Nähe von der Dorfschaft Sool sparsam, ja man kann sagen nirgends zu finden, u. das Sprichwort war gar nicht ohne Grund, wenn man uns als die "trockenen Sooler" bespöttelte denn in Wahrheit war dies leider nur zu öfters wahr. War der Frühling eingetretten, und fiel der Regen nicht alle Tage oder wenigstens in kurzer Zwischenzeit herab, so wurde die Quelle welche in der Weid von Hr. Tagwenvogt Caspar Jenni herauskommt, so klein, dass wir uns nur sehr, sehr sparsam mit Wasser behelfen konnten, und öfters sogar ganz versiegte, zumal die Leitung so in wagrechter Lage war, dass das wenige Wasser fast vertrocknete. Der Obersooler Brunnen hatte die hinterste Quelle in der Weid von Hr. Tagwenv. Caspar Jenni, wie schon bemerkt. Eine zweite u. dritte in des Tagwens Allmeind Lihwüschi, und eine vierte endlich ab Schlat herab, und diese waren meistens bei trockenem Sommerwetter so klein, dass das Wasser bloss noch aneinander durch die Brunnenstokröhre herausfloss. Es war gar nicht selten, dass in diesem Falle Leute u. namentlich das Weibervolk uneins wurden, und einander ausschimpften, denn 8 bis 10 Persohnen traf man öfters beim Brunnenstok an. Man denke sich, angenommen im Frühling, wenn das Vieh noch daheim war u. fast kein Wasser, oder bei grosser trockener Somerhitze gar keines, meistens im Winter nicht viel, und bei trockenem oder kaltem Wetter falls bei Wochen oder Monathen ebenfall keines, welch ein Wohnen. Bei solchen Anlässen lernte man den Werth des Wassers, und mancher wurde beneidet wenn er mit einer Tansen voll auf dem Rücken in das Dorf kam; entweder fürs Vieh oder den Hausgebrauch. Die Quelle in der Leimen der sog. Rudelibrunnen welcher in das Untersool geleitet wurde, hate mehr Wasser als alle obbenannten welche den Obersoolerbrunnen ausmachten so dass in der Regel meistens ordentlich Wasser floss. Aber das grösste bei diesen Brunnen war, dass das Wasser zu wenig Abfall in der Leitung hatte, deshalb wenn das Wetter in Winterzeit kalt u. rauh wurde, auch zu lange durch die Teuchel rinnen musste, u. deshalb zu Gletscher u. Eis wurde, u. dann gewöhnlich weit durch die Leitung sogar hinter die Leimeneck zusammenfror. In diesen Zeiten mussten gewöhnlich Jung und Alt das Wasser weit holen. So lange die Wasserlöcher im Rossberg, Kummen u. Stalden noch Wasser enthielten, war die Noth noch weniger fühlbar, namentlich fürs Vieh aber wenn auch diese ausgingen, war manchmal der Uebelstand fast nicht zu ertragen. – In der Au, beim Soolbrükli, im Sändli, ja aus dem Blattenau herauf wurde für d. Hausgebrauch geholt. Diesem Mangel einigermassen abzuhelfen, namentlich bei Feuersnöthen, (wovor uns Gott gnädig behüten wolle) wurde im Jahr 1841 erkennt: dass ein grosser Wassersammler in dem Boden solle ausgegraben werden, mit Mauern aufgeführt, damit man im Nothfall sich noch da behelfen könne. Es wurde vollführt, und freuet jeden Bürger. Bis jetzt haben wir es zum Löschen des Feuers nie gebrauchen müssen und wollen hoffen es werde nie gebraucht, aber für das Vieh in den Wintern 1843/44 und 1846/47 sind viele hundert Tansen voll geholt und benutzt worden.
Man klagte, rathete und schimpfte sogar manchmal was auch anzustellen sei.
1846. Am MerzenTagwen wurde der Beschluss welcher schon mehrere Jahre an Tagwen erkennt worden war, neuerdings bestätigt: Nämlich durch unsern Schadenbahn ein brauchbaren Weg zu bewerkstelligen u. uns zuführen. Er wurde wirklich im Frühling bis Anfangs Sommer grösstentheils fertig u. ausgemacht. Der Tagwen hatte zwar nur eine Fusswegbreite beabsichtigt aber durch die Ausführung v. Tagwenvogt Jenni ward durchgehend eine Breite zum Fahren eines Schlittens angenommen und gemacht. Dieser Weg war mit vieler Müh u. grossen Kosten verbunden. Aber dennoch freute sich Alles, als er hergestellt war. Und er sollte uns noch zu Grösserm nützen, als nur zur Bequemlichkeit des Gehens u. Fahrens. Im Januar 1847 wo es sehr trocken u. ziemlich kalt war, und wir gänzlich und in vielen Dorfschaften fast kein Wasser hatten fiel es unserm dermaligen Hr. Präsidenten Peter Jenni ein, einen Untersuch vorzunehmen, ob vielleicht von dem sogenannten Maadbrunnen bei dessen Entspringen Wasser für unsere Dorfschaft erhältlich wäre. Er machte deshalb in Begleit des Brunnenleiter Caspar Blesi den Untersuch an Ort und Stelle, wo dieses Wasser hervorquillt. Nach sorgfältiger Untersuchung u. Berechnung glaubten die zwei obbenannten, dass unsere Dorfschaft so ziemlich mit Wasser versehen wäre, wenn Alles herbeifliessen würde. Da entdeckten sie noch eine zweite Quelle welche in das Helltobel hinunter fällt, und nun glaubten sie dass unsere Dorfschaft hinlänglich könnte versehen werden, wenn beide Quellen herbeigeleitet würden. – Dieses Resultat hinterbrachten die 2 Obbenannten. Am MärzenTagwen 1847 kam nun diese wichtige und aber auch wie vorauszusehen war mit vieler Arbeit und Kösten verbundene Angelegenheit vor die Hr. Tagwensbürger. Die Meinungen waren in zwei Hälften getheilt, und wahrscheinlich wäre das ganze Projekt verworfen worden, wenn nicht ein Tagwensbürger Fridolin Jenni aus der Au einen Mittelvorschlag gemacht hätte, dahin gehend: Es sollen noch einmal die alten Brunnenleitungen und deren Quellen so wie auch das neue Projekt genau untersucht, und dem Tagwen hinterbracht werden, die Ergebnisse u. Untersuchungen der Experten. Dieses wurde mit Mehrheit angenommen, die Leitungen der alten Quellen so wie der neuen berechnet und gemessen die Kosten vorangeschlagen, und alles dem Tagwen hinterbracht, was zu dieser Sache geeignet war. Nun wurde der Grund gelegt. Es wurde über diese wichtige Frage abgemehret, und erhielt auch eine schöne Mehrheit, obschon sich die Minderheit gewaltig dagegen sträubte u. opponierte. Die neue Strecke so weit die Wasserleitung musste erstellt werden wurde in Theile ausgesteckt, und dem Mindestfordernten abgegeben, u. die Uebernehmer waren verpflichtet 1 ½ Schuh tief und ½ Schuh breit zu graben. Der Gemeindrath führte die Aufsicht.- Zur Freude dieses Beschlusses erklärte Hr. alt Ratsh. Mathias Jenni sich bereit, wenn dieser Brunnen wirklich ausgeführt seie, auf seine eigene Kösten hin auf Obersool einen neuen sandsteinenen Brunnenstock zu erstellen, und hat auch wirklich zur Freude der Tagwensleuten solches bereitwillig ausgeführt. Der Tagwen erkennte bei obiger Versammlung um unsere Wälder zu schonen, sollen eine schöne Anzahl Tüchel gekauft werden.-
Ausgaben
A Für anerkauften Boden zur Leitung
B Den Ergäntern für die Leitung zu Graben
C Für anerkaufte Teuchel:
D Für neu gemachte Brunnenstuben
E Teuchelborren und Legen
F Schmid u. Schlosserarbeit
G Pläne, Baubeschrieb u. Aufsicht 12.12
Zusammen Gulden 677.46
Die Erstellung des Brunnens kostete in Franken: 1506.50 Rappen
So wurde nach obgenannter Art das Werk ausgeführt. Während aller Arbeit, wobei es sehr viel Sprengens erforderte wurde nur ein einziger Arbeiter, Bauer Gabriel Dürst geschädigt, welcher ein zu früh losgegangener Schuss die linke Hand ziemlich stark beschädigte u. verwundete, aber glücklich wieder geheilt wurde. Jetzt geniessen wir die Früchte unserer Arbeit und Mühe in vollem Masse. Wir haben in (der) Zeit (von) 20 Jahren gemeinnützige Werke für den Tagwen ausgeführt, wie noch keine Generation. Nämlich das Strässchen von Untersool in die Warth 1827.- Das Strässchen von Sool nach Schwanden, den Weiher oder Wassersammler im Boden, die Saugspritze samt Zubehör, die Erbauung des Schulhauses etc., alles Werke und Einrichtungen welche nothwendig und nützlich waren. Aber dennoch war die Herbeischaffug dieser Quellen in unsere Dorfschaften die Krone von all unseren Bemühungen. Wir die jetzt lebende Menschheit haben den Werth des Wasser kennen gelernt, und freuen wir uns alle Tage, wenn die frische Quelle so freudig und erquikend hervorsprudelt und den Türstenden erquikt. Möge nur Gottes allmächtiger Schutz uns dieses Wasser, alle unsere Einrichtungen überhaupt Alles behüten, und unter seine gnädige Obhut nehmen, erhalten u. segnen. Gott sei mit uns und unsern Nachkommen!!!
Schreiber dieses Caspar Luchsinger Gemeindschbr. u. der Zeit Lehrer
Sool, den 30 Juni 1849
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